WALDGESUNDHEIT UND WALDSCHUTZ
Auswirkungen der veränderten klimatischen Bedingungen und des globalen Handels auf unsere Wälder
Der Wald sieht sich zunehmend mit Bedingungen konfrontiert, die seine Gesundheit beeinflussen und deswegen Massnahmen zum Schutz erfordern. Trockenheit im Sommer verursacht für die Bäume Stress und erschwert ihnen geeignete Abwehrreaktionen gegen Schadorganismen. Hinzu kommen neuartigen Organismen, die aus anderen Teilen der Erde in die Schweiz verschleppt werden. Einige davon können sich hier wegen der für sie geeigneten klimatischen Bedingungen etablieren. Die Auswirkungen des globalen Handels auf die natürliche Umwelt können bedeutend sein. Mit der Zunahme des weltweiten Güterverkehrs werden häufig auch unerwünschte Lebewesen wie Insekten, Pilze und Viren eingeschleppt. Ein paar davon finden in den neuen Lebensräumen ideale Lebensbedingungen vor. Oft fehlen zudem die natürlichen Feinde (Antagonisten). Einige dieser eingeschleppten Organismen sind in der Lage, den Fortbestand einzelner Baumarten oder ganzer Waldgebiete zu gefährden.
Auswirkungen des Klimawandels auf die heimische Flora und Waldgesundheit
Gleichzeitig verändern sich die klimatischen Bedingungen in der Schweiz dramatisch und mit hoher Geschwindigkeit. Problematisch ist neben den steigenden Temperaturen und der geringeren Anzahl Frosttage insbesondere die langanhaltende Sommertrockenheit. Die geschwächten Bäume sind anfälliger für Krankheiten. Sie werden ausserdem oft von Pflanzen verdrängt, die besser an die veränderten klimatischen Bedingungen, insbesondere die zunehmende Trockenheit, angepasst sind.
Der Klimawandel hat somit erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit des Waldes. Bäume, die heute keimen, werden in einem stark veränderten Klima aufwachsen, was ihre Vitalität beeinträchtigen kann und die zukünftigen Leistungen des Waldes gefährdet. Denn die Besiedlung neuer Lebensräume braucht für Bäume auf natürlichem Wege Jahrzehnte oder Jahrhunderte.
Herausforderungen in der Region Basel
Die Region Basel nimmt innerhalb der Schweiz eine besondere Position ein. Der intensive internationale Warenverkehr in dieser Region, oft als «Tor zur Schweiz» bezeichnet, erhöht das Risiko der Einschleppung invasiver Schadorganismen erheblich. Auch heimische, ins Ökosystem integrierte Organismen können aufgrund von Massenvermehrungen, veränderten klimatischen Bedingungen oder geschwächten Abwehrmechanismen der Bäume zu gefährlichen Schadorganismen werden. Die Region Basel ist von diesen Auswirkungen in besonderem Masse betroffen. Die Ausprägungen des Klimawandels werden sich hier stärker zeigen als in anderen Teilen der Schweiz, insbesondere der Temperaturanstieg.
Komplexität
Die Wechselwirkungen zwischen dem globalen Handel, dem Klimawandel und der Waldgesundheit sind komplex. Es ist von entscheidender Bedeutung, diese Herausforderungen durch gezieltes Monitoring, geschultes Personal und frühzeitige, effektive Massnahmen zu bewältigen. Dies hilft, Auftreten und Entwicklung von Schadorganismen frühzeitig zu erkennen und die Handlungsfähigkeit zu erhalten. Übermässige Auswirkungen auf den Wald und hohe Kosten können soweit wie möglich vermieden werden.
Etablierung und Aufgaben des Waldschutzdienstes
Das Amt für Wald und Wild beider Basel (AfWW) hat 2020 einen Waldschutzdienst (WSD) ins Leben gerufen, um diesen Herausforderungen begegnen zu können. Das AfWW wird durch die Arbeitsgruppe Waldschutz (AG_WSD), in der Forstpraktiker und Waldeigentümer vertreten sind, beratend unterstützt. Jedes Forstrevier hat zudem einen Waldschutzbeauftragten, der sich um alle Belange des Waldschutzes im jeweiligen Revier kümmert.
Entwicklung des Waldschutzdienstes - Pionierrolle im Waldschutz
Ziel des Waldschutzdienstes ist es, Schadorganismen frühzeitig zu erkennen und geeignete Massnahmen zur Eindämmung und Bekämpfung zu ergreifen.
Schwerpunkte des kantonalen Waldschutzdienstes
Der Waldschutzdienst konzentriert sich vorrangig auf folgende Aufgabenbereiche:
Etappenziele bis 2025
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Gebietsüberwachung: Regionale Waldschutzbeauftragte werden ausgebildet und jährlich weiterqualifiziert, um Symptome zu erkennen und potenzielle Schadorganismen zu identifizieren. Sie spielen eine zentrale Rolle in der flächendeckenden Gebietsüberwachung und sind Ansprechpartner für die örtliche Bevölkerung bei der Bestimmung von beobachteten Organismen und Symptomen.
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Bekämpfung von Schadorganismen: Insbesondere Neophyten, also gebietsfremde invasive Pflanzen, werden systematisch bekämpft. Dabei findet eine Priorisierung der Arten statt. Neophyten mit den grössten Auswirkungen auf die Waldfunktionen werden prioritär bekämpft, soweit dies möglich ist.
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Symptomerkennung und Probenentnahme: Die Waldschutzbeauftragten der Forstbetriebe sind geschult, Bäume mit ungewöhnlichen Symptomen visuell zu erkennen und verdächtige Bäume zu melden. Diese Bäume werden gegebenenfalls für Laboranalysen beprobt.
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Weiterbildung: Die WSD-Beauftragten nehmen jährlich an Weiterbildungen des AfWW teil.
Die frühzeitige Identifizierung von Krankheiten und Schadorganismen sowie schnelles Handeln sind entscheidend, um eine übermässige Ausbreitung zu verhindern. Der Waldschutzdienst spielt eine entscheidende Rolle bei der Sicherung der Gesundheit und Vitalität der Wälder in der Region Basel.
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Das Amt für Wald und Wild beider Basel nimmt aktiv an der nationalen und regionalen Gebietsüberwachung teil. Dabei hat der Kanton Basel-Landschaft eine Vorreiterrolle in diesem Bereich übernommen. In Kooperation mit der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) sowie dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) beteiligt sich das AfWW seit dem Jahr 2020 am Pilotprojekt zur frühzeitigen Erkennung besonders gefährlicher waldrelevanter Schadorganismen (bgSO). Hierfür werden innovative Pheromonfallen (Lockfallen mit Duftstoffen) eingesetzt. Die Überwachung erfolgt risikobasiert bezogen auf Art und Auftretenswahrscheinlichkeit.
Waldgesundheit schützen – Erste Erfolge
Die Beteiligung des Kantons Basel-Landschaft an der nationalen Gebietsüberwachung und die innovative Einführung des kantonalen Waldschutzdienstes haben bereits dazu beigetragen, neue Krankheiten und Schadorganismen frühzeitig zu erkennen und effektive Massnahmen zu ergreifen. Das Amt für Wald und Wild wird sich auch in Zukunft dafür einsetzen, die Waldgesundheit zu schützen.
Die Gebietsüberwachung konzentriert sich auf sieben besonders gefährliche Schadorganismen:
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Kiefernholznematode (Bursaphelenchus xylophilus)
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Plötzlicher Eichentod (Phytophthora ramorum)
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Sibirischer Seidenspinner (Dendrolimus sibiricus)
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Bronzefarbener Birkenprachtkäfer (Agrilus anxius)
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Pechkrebs der Föhre (Fusarium circinatum)
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Asiatischer Eschenprachtkäfer (Agrilus planipennis)
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Asiatischer Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis)
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